Vergangener Standort

Hattingen (Ruhr)

06. September bis 31. Dezember 2021

Dortmunder Studierende zu Besuch bei FAKTOR WOHNEN

Was heißt "suffizient Wohnen"?

Wie lassen sich Flächenverbrauch, Ressourcenverschwendung und ökologische Probleme beim Um:bauen und Wohnen reduzieren – und zugleich eine hohe Lebensqualität schaffen? Diese Frage stand für eine Gruppe angehender Raumplaner*innen der TU Dortmund unter Leitung von Dr. Anja Szypulski im Mittelpunkt, die am 26.10.2021 in der Ausstellung FAKTOR WOHNEN zu Gast war.

Die Rolle der Baustoffe

Die Rolle der Baustoffe beim Thema „suffizientes Wohnen“ stellte Christian Darr (Stiftung trias) bei einer Führung durch die Ausstellung vor. An den Exponaten konnten die Studierenden die Eigenschaften ökologischer und konventioneller Materialien unter unterschiedlichen Bedingungen vergleichen. Anfassen, Ausprobieren, Diskutieren - mit viel Interesse widmeten sich die Besucher*innen den präsentierten Baustoffen, die sich im normalen Curriculum der Raumplaner*innen höchstens am Rande wiederfinden.

Beim ersten anschließenden Vortrag nahm Jörn Luft (Stiftung trias) mit den Studierenden den Aspekt der Wohnformen in den Blick und erläuterte Potenziale und Rahmenbedingungen für gemeinschaftliches Wohnen sowie das Modell der Stiftung trias bei der Begleitung und Finanzierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte. Die von der Stiftung unterstützten Projekte realisieren ihre Um:bauvorhaben mit hohen ökologischen Ansprüchen, reduzieren den Wohnflächenverbrauch pro Kopf durch die Nutzung von Gemeinschaftsflächen und fungieren zugleich als Reallabore für ein lebendiges Zusammenleben.

Wie lässt sich suffizienter Wohnraum schaffen?

Als weiterer Referent präsentierte Dr. Lars-Arvid Brischke (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) Ansätze und Ergebnisse aus der Forschung zur Realisierung von suffizientem Wohnraum. Er erläuterte, wie sich das große Vorhaben, suffizienten Wohnraum zu schaffen, aus vielen Elementen zusammensetzt – seien es die Wiederentdeckung traditioneller Holzbautechniken, das Recycling von Möbeln oder die Schaffung diverser Angebote, die im Sinne der Formel „Diversität schafft Suffizienz“ ein Gebäude vielfältig nutzbar machen. Neben einer Vielfalt der Nutzung verwies Dr. Brischke auch auf die Bedeutung von Flexibilität und Dichte der Nutzung, wie sie beispielsweise in Projekten der Stiftung trias mit kompakten, gemeinschaftlichen Wohnformen und multifunktionaler Gestaltung verwirklicht werden. Doch oft verbergen sich beispielsweise in Eigenheimsiedlungen ebenso große Potentiale im Sinne einer suffizienteren Nutzung durch Maßnahmen wie Dachgeschossausbau, Aufstockung, Anbauten oder Hausteilung.

Suffizienz bedeutet Zugewinne für Mensch und Umwelt

Eine Diskussion mit den Gästen aus Dortmund rundete die Veranstaltung ab. Sie drehte sich neben dem Instrument des Erbbaurechts um Fragen der Suffizienzpolitik: Wo sollte man anfangen? Wo braucht es einen Mentalitätswandel? Deutlich wurde dabei: Suffizienz bedeutet nicht in erster Linie Verzicht, sondern vielmehr Zugewinne für Mensch und Umwelt. Keine Giftstoffe im Bau, ein angenehmes Raumklima, ein kleiner ökologischer Fußabdruck, ein hohes Maß an Ästhetik, soziale Qualitäten und auf lange Sicht ökonomische Vorteile lassen sich mit suffizienzorientierten Bau- und Wohnformen erreichen. So kommen sie nicht nur den Bewohner*innen, sondern auch der Gesellschaft zugute.